Martina Hingis und die Reise in die Vergangenheit

Beim Schlendern über die Anlage am Rothenbaum, vor allem aber beim Besuch des Damenfinals zwischen Arantxa Rus und Noma Hoha Akugue kamen all die schönen Erinnerungen bei Martina Hingis wieder hoch. „Ich habe hier 1995 mit 14 Jahren das erste Mal in meiner Karriere in einem Endspiel gestanden, so etwas vergisst man nicht“, erzählte die Schweizerin bei ihrer Stippvisite bei den Hamburg European Open. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Damentennis-Profiorganisation WTA hatte Turnierdirektorin Sandra Reichel die fünfmalige Grand-Slam-Siegerin und langjährige Weltranglisten-Erste eingeladen.
Sie ist gerne gekommen. „An Hamburg habe ich nur gute Erinnerungen, es ist immer schön hier, die Alster, das Viertel rund um das Stadion“, weiß sie und staunt: „Es hat sich hier so vieles geändert, als ich das erste Mal hier war, gab es ja nicht einmal ein Dach.“ Sportlich hat sie hier Unvergessliches geleistet, sie gewann das Turnier im Einzel in den Jahren 2000 und 1998 sowie im Doppel 2002 und 1995.
Hingis war als das „Schweizer Wunderkind“ früh auf die Tour gekommen und erreichte mit 14 Jahren in Hamburg ihr erstes WTA-Finale. Bis heute ist die jüngste Finalistin aller Zeiten bei einem Profi-Turnier. Zwischen 1997 und 2001 stand sie 209 Wochen lang an der Spitze der Weltrangliste. Sie ist die jüngste Spielerin, die jemals das Einzelranking angeführt hat. Schon mit 22 Jahren aber trat sie das erste Mal vom aktiven Sport zurück, kehrte aber vier Jahre später noch einmal für ein Jahr zurück. Mit 32 Jahren feierte sie ein weiteres Comeback, allerdings nur als Doppelspielerin.
„Es gibt ja auch heute Spielerinnen, die schon sehr jung sehr gut sind, wie zum Beispiel Coco Gauff“, sagt Martina Hingis, „ich denke aber, dass heute das Damentennis viel ausgeglichener ist. Zu meiner Zeit hatten sich die Top10 schon deutlich abgegrenzt von den ersten 50 und dann kam nochmals ein Sprung. Heute ist das anders, da gibt es schon in der ersten Runde tolle Matches.“
Dass sich das Frauentennis so gut entwickelt hat in den letzten Jahrzehnten sei sicherlich ein Verdienst der WTA, „eine unglaubliche Geschichte.“ Infrastruktur, Qualität, Anerkennung, alles sei besser geworden. Die Grand-Slam-Turniere haben das gleiche Preisgeld für Damen und Herren eingeführt. „Leider ist das bei den Turnieren auf der WTA Tour noch nicht so.“
Als Mutter einer kleinen Tochter hat sie nicht mehr so viel Zeit, sich selbst noch im Tennis einzubringen. Martina Hingis war mal Coach des Schweizer Teams im ehemalige Fed Cup, half dem Schweizer Tennisverband mit ihrem Rat. Inzwischen unterstützt sie ihre Mutter (und ehemalige Trainerin) in deren Tennisschule: „Wir haben da einige sehr viel versprechende Talente, wie die Deutsche Julia Stusek dabei.“ Wir sind gespannt, ob eine der von der Schweizerin begleiteten Spielerinnen irgendwann einmal am Rothenbaum aufschlägt, vielleicht kommt Martina Hingis dann ja mal wieder. Sie ist natürlich immer herzlich willkommen.

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