Beim traditionsreichen britischen Rasenturnier im Londoner Queen’s Club hatte sich Tatjana Maria im Juni sensationell den Titel gesichert – und das mit einem Spielstil, der einzigartiger kaum sein könnte. Bei den MSC Hamburg Ladies Open gehört sie als deutsche Nummer eins zum Kreis der Favoritinnen. Doch auch neben dem Court pflegt „Tadde“ einen klaren Stil: meinungsstark, reflektiert, beharrlich.
Tatjana Maria über…
… ihre Ausdauer:
Seit 2001, also seit fast 25 Jahren, ist sie als Profi unterwegs, jedoch dauerte es bis ins Jahr 2018 ehe ihr auf Mallorca der erste WTA-Turniersieg gelang. Allein das ist schon ein Beleg für ihre ungewöhnliche Ausdauer. „Das Wichtigste ist, dass man liebt, was man macht“, begründet Maria ihren ungebrochenen Ehrgeiz. Der hatte sie auch 2022 bis ins Halbfinale von Wimbledon geführt.
… ihr Selbstbewusstsein:
Im Finale in Queens besiegte Tatjana Maria die US-Amerikanerin Amanda Anisimova und krönte sich mit viel Slice auf der Vor- und Rückhand mit 37 Jahren zur ältesten Siegerin eines WTA-500er-Turniers. Dieser Titelgewinn war ihr erster Triumph bei einem Turnier dieser Kategorie – nach einem Vierteljahrhundert als Profi auf der Tour. „Ich habe immer daran geglaubt, dass auf Rasen für mich was möglich ist. Und ich habe immer daran geglaubt, dass ich Top-Spielerinnen schlagen kann. Das ist für Außenstehende überraschender als für mich selbst.“
… ihr „Vitamin C“:
Tatjana Maria hat ihr ganz persönlichen „Vitamin C“ – das wird für sie gebildet aus Charles, Charlotte (11) und Cecilia (4), also ihrem Mann (und Trainer) sowie ihren Töchtern. Dieses Trio ist nämlich praktisch immer dabei, egal, wo auf der Welt Tatjana Maria gerade aufschlägt. So natürlich auch bei den MSC Hamburg Ladies Open am Rothenbaum: „Wir kommen in voller Stärke nach Hamburg.“ Dann lacht sie und ergänzt: „Ich funktioniere etwas anders als die anderen.“
… ihre Rivalin und Freundin Eva Lys:
„Eva ist super, und es ist gut für Deutschland, dass mit ihr eine Jüngere nach vorne kommt. Wir verstehen uns super. Ich glaube schon, dass ich Eva am Anfang etwas geholfen habe, ihr ein paar Tipps geben konnte.“ Jetzt möchte Tatjana Maria umgekehrt davon profitieren, dass Lys hier an der Elbe zu Hause ist, „denn ich kenne Hamburg noch nicht so gut, habe bisher aber nur Positives gehört. Da erwarte ich von Eva eine private Tour.“
… ihre Wünsche für Tochter Charlotte:
Tochter Charlotte ist nicht nur Hittingpartnerin für Mama Tatjana. So liegt der sportliche Fokus von Tatjana Maria mittlerweile nicht mehr nur auf ihrer eigenen Karriere. „Wichtiger als meine eigene Karriere ist die von Charlotte, für sie das bestmögliche Umfeld aufzubauen, damit ihre Träume wahr werden.“ Ein Traum wäre dann, dass Mutter und Tochter noch mal gemeinsam im Doppel bei einem Turnier antreten. Schon jetzt ist jedoch klar, dass Charlotte ihre Mutter nicht kopieren soll: „Wie es aussieht, hat sie einen komplett eigenen Spielstil und der sieht nicht aus wie meiner. Sie hat ein gutes Händchen, kann Slice, geht gerne ans Netz.“
… ihr nicht absehbares Karriere-Ende:
Auch wegen Charlotte denkt Tatjana Maria noch lange nicht ans Karriereende: „Solange es mir körperlich gut geht, mache ich weiter. Ich brauche zum Glück nicht so viele Pausen.“
… ihr Plädoyer für mehr Bedeutung für den Sport – und für Olympia in Deutschland:
„Leider hat der Sport in Deutschland gesellschaftlich nicht eine so große Bedeutung wie in den USA“, meint Maria. Gerade deshalb freut es sie umso mehr, dass sich Hamburg um eine Bewerbung für die Ausrichtung Olympischer Spiele bemüht: „Eine Olympiabewerbung finde ich super. Wenn Sport mehr unterstützt wird, wenn der Fokus mehr auf Sport liegt – das ist sehr wichtig.“
Die MSC Hamburg Ladies Open sieht sie auch deshalb in einer Vorreiterrolle, zumal es gerade im Frauensport noch mehr Top-Events braucht. Tatjana Maria geht dabei gerne voran, als deutsche Nummer eins am Hamburger Rothenbaum.