Titelverteidigerin Anna Bondar – bisher bei den MSC Hamburg Ladies Open eher unauffällig unter dem Radar, machte sie spektakulär das Halbfinale klar! Die Ungarin setzte sich am Freitag in einem dramatischen Drei-Satz-Krimi gegen die am Rothenbaum an eins gesetzte Ekaterina Alexandrova durch: 6:7, 6:3, 7:6. Im entscheidenden Tiebreak holte sie sich erst ihre Matchbälle per Netzroller – und gewann dann tatsächlich auch noch per weiterem Netzroller! Das war glücklich. Aber verdient war der Erfolg dennoch. Nun trifft sie am Samstag im Halbfinale auf Kaja Juvan. Das zweite Vorschlussrunden-Duell bestreiten Dayana Yastremska und Lois Boisson.
Kaja Juvan hat sich in den vergangenen Jahren daran gewöhnt, dass sie ihrer guten Freundin Iga Swiatek häufiger zu sportlichen Erfolgen gratuliert als umgekehrt. So wie vor einer Woche, als Swiatek in Wimbledon triumphierte. Aber möglicherweise kann es nun mal umgekehrt laufen – und der polnische Superstar gratuliert Juvan. Denn die slowenische Sandplatz-Spezialistin legte im Viertelfinale der MSC Hamburg Ladies Open einen ganz starken Auftritt hin. Durch ihren 6:4, 6:7, 6:4-Erfolg über Leyre Romero Gormaz (Spanien) zog sie am Rothenbaum ins Halbfinale ein.
„Ich freue mich immer über Igas Siege – und ich denke, Iga freut sich auch für mich“, verriet Juvan nach ihrer starken Vorstellung. 2018 hatten Juvan und Swiatek bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires zusammen Gold gewonnen. Einzel-Gold hatte Juvan dort auch ergattert.
Vergoldet sie nun auch ihren Hamburg-Auftritt? Möglich, aber schwierig. Denn ihre nächste Gegnerin – Titelverteidigerin Anna Bondar – hat sich mit einer beeindruckenden Vorstellung ins Halbfinale gespielt. Ihre Kontrahentin Alexandrova hatte zuvor im kompletten Turnierverlauf keinen einzigen Satz abgegeben und sich praktisch keine Schwäche erlaubt.
Aber Bondar blieb durchweg ruhig, fokussiert und hochkonzentriert. Das war der Schlüssel zum überraschenden Erfolg, der sie selbst begeisterte: „Das war sicher einer der größten Siege meiner Karriere. Ich bin sehr glücklich über das Niveau, auf dem ich gespielt habe.“
Bondar und Juvan sind bisher nur einmal aufeinandergetroffen, und das ist sehr lange her: 2016. Auch ein Halbfinale, auch auf Sand. Da gewann Juvan im slowenischen Velenje 6:3, 6:3. „Daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern“, räumte Bondar ein. Hingegen steht schon jetzt fest, dass Hamburg für sie ein Ort zum Erinnern bleiben wird. Im Vorjahr gewann sie hier in Einzel und Doppel – diese Chance hat sie nun wieder.
Dayana Yastremska und Lois Boisson haben sich auf der WTA-Tour noch nie duelliert. Wer wird in ihrem Premieren-Duell die besseren Karten haben?
Die an Nummer zwei gesetzte Dayana Yastremska (Ukraine) musste im hochklassigen Match mit Dalma Galfi (Ungarn) durchgehend Schwerstarbeit verrichten. Den ersten Satz gewann sie im Tiebreak, aber den zweiten Durchgang sicherte sich Galfi mit 6:3. Und es sah zu diesem Zeitpunkte sogar danach aus, als würde Yastremska die Partie entgleiten – erst recht, als Galfi den letzten Satz direkt mit einem Break zum 1:0 eröffnete.
So stark wie in diesem Moment hatte Yastremska am Rothenbaum noch nie unter Druck gestanden – doch da lieferte sie: direktes Re-Break – mit aggressivem Vollgastennis schwang sie sich urplötzlich zur Dominatorin der Partie auf und siegte mit 6:2. „Das war wirklich sehr hart. Aber im dritten Satz habe ich es irgendwie geschafft, wieder mehre Energie zu haben“, kommentierte sie anschließend erleichtert ihren Halbfinal-Einzug.
Sie wird eine Menge Energie benötigen, um gegen Boisson eine Chance zu haben. Die Französin diktierte ihr Viertelfinale gegen die zuvor sehr überzeugend auftretende Viktoriya Tomova (Bulgarien) unerwartet deutlich, siegte mit 6:3 und 6:3. Starke Vorhand-Bälle, stabile Aufschläge und hier und da ein raffinierter Stop. Dieser Boisson-Dreisatz war für Tomova unlösbar. „Lois ist meine Favoritin“, sagt Andrea Petkovic, die Turnierbotschafterin der MSC Hamburg Ladies Open, bereits seit Turnierstart. Die in den Viertelfinals gezeigten Darbietungen haben gleichwohl gezeigt, dass die Leistungsdichte extrem hoch ist. Alle vier Halbfinalistinnen haben Chancen auf den Titel.