Titelverteidigerin Anna Bondar gegen Shooting-Star Lois Boisson – Traumfinale am Rothenbaum ist perfekt!

Wahrlich (k)eine B-Lösung! Titelverteidigerin Anna Bondar und der französische Shooting-Star Lois Boisson bestreiten am Sonntag das Finale bei den MSC Hamburg Ladies Open. Dann geht es auf dem Center Court am Rothenbaum nicht nur um eine Siegprämie von 31565 Euro. Es geht auch um das Durchbrechen einer Serie. Denn seit das WTA-Tennisturnier am Hamburger Rothenbaum im Jahr 2021 wiederbelebt wurde, gab es immer unterschiedliche Siegerinnen – nie wurde der Titel verteidigt. Diesen Umstand könnte Anna Bondar nun durchbrechen. Die Ungarin setzte sich im Halbfinale in drei Sätzen gegen Kaja Juvan (Slowenien) mit 5:7, 6:3 und 6:4 durch und steht wie auch schon 2024 im Finale. Dort geht es gegen Lois Boisson, die klarer als erwartet mit 6:1, 7:6 die an zwei gesetzte Dayana Yastremska (Ukraine) bezwang.

Anna Bondar hat sogar die doppelte Titelverteidigung vor Augen. Denn vier Stunden nach dem Einzel-Halbfinale gewann sie tatsächlich auch noch an der Seite der Hamburger 2023-Siegerin Arantxa Rus (Niederlande) gegen das österreichische Duo Julia Grabher/Sinja Kraus mit 4:6, 7:6 und 10:5 (Match-Tiebreak): Dabei wehrten sie im zweiten Satz einen Matchball ab. Im Doppel-Endspiel geht es am Sonntag nach dem Einzel-Finale gegen das ukrainisch/japanische Gespann Nadija Kichenok und Makoto Ninomiya.

Der Sand am Rothenbaum ist für Bondar also offenbar ein sehr gewinnbringendes Pflaster. An keinem anderen Ort, in keinem anderen Stadion hat sie in ihrer Karriere bisher ein vergleichbar hochwertiges Turnier gewonnen, auf WTA-Ebene gelangen ihr bisher nur Titelgewinne auf Challenger-Niveau.

Aber die MSC Hamburg Ladies Open sind als 250er-Turnier von ganz anderem Format. Hier wird konstant Weltklasse-Tennis geboten. Und Bondar liefert es. So auch in der Vorschlussrunde gegen Kaja Juvan. Es war ein weitgehend ausgeglichenes Match, in dem Bondar in den letzten beiden Sätzen einen Hauch konstanter war: „Die kleinen Dinge haben entschieden“, sagt Bondar, die hier in Hamburg in drei von vier Partien bisher über drei Sätze ging. „Ein wichtiger Punkt ist sicherlich, dass ich körperlich fit bin“, so Bondar. Daher mag sie lange, harte Begegnungen.

Doch nun geht es gegen eine ähnlich top austrainierte Kontrahentin: Lois Boisson. Und die hat nicht Doppel gespielt, zudem auch auf ihrem Weg ins Einzelfinale dreimal nur zwei Sätze benötigt. Einzig die Deutsche Tamara Korpatsch zwang sie über drei Sätze.

Es ist das dritte Duell zwischen Bondar und Boisson – und das dritte auf Sand. In 2024 hatte Boisson das Finale in Bellinzona in drei Sätzen gewonnen. Beim Halbfinal-Duell in Chiasso war Bondar in zwei Sätzen siegreich gewesen. Das mag ein Indiz für ein abermals sehr spannendes Aufeinandertreffen sein. Kurzum: der Ehrgeiz – und auch der Druck – wird auf beiden Seiten des Netzes gewaltig sein.

Boisson hatte das Halbfinale gegen Yastremska erstaunlich deutlich bestimmt. Im ersten Durchgang war Boisson komplett dominant: 6:1. Als sie dann auch im zweiten Abschnitt ihrer Kontrahentin direkt den Aufschlag abnahm und auf 2:0 Spiele erhöhte, da schien Yastremska geschlagen. Doch im letzten Moment holte sie ein Re-Break, glich zum 5:5 aus. Da wirkte es für ein paar Momente so, als könnte die Partie noch kippen. Aber Boisson blieb maximal cool („früher war ich nicht so ruhig auf dem Platz“) und verwandelte im Tiebreak ihren zweiten Matchball zum 7:5. Hernach blickte sie auf das Finale: „Das wird ein enges Spiel.“ Das ist auch die Lehre aus ihren bisherigen Duellen gegeneinander. Boisson will den größten Titel ihrer Laufbahn. Und Bondar will den größten Titel ihrer Laufbahn verteidigen.